Wissenschaftliche Texte dienen dem Zweck, möglichst sachlich Informationen zu vermitteln. Beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit solltet ihr deshalb Wortwiederholungen als stilistische Mittel vermeiden.

Abb. 1: Wie wirkt diese Hausfront mit den sich immer wiederholenden gleichen Elementen auf euch?

Abb. 2: Und welchen Eindruck erzeugt diese Naturaufnahme, auf der kein Baum dem anderen gleicht?
Die zu übermittelnden Informationen sollen außerdem für die Lesenden trotz aller Sachlichkeit nicht zu eintönig klingen (veranschaulicht durch Abb. 1) und das Interesse sollte möglichst durchgehend aufrechterhalten bleiben. Aus diesem Grund solltet ihr die Texte so abwechslungsreich wie möglich formulieren – und auch deshalb Wortwiederholungen vermeiden (bildlich veranschaulicht durch Abb. 2).
Wie kann man Wortwiederholungen vermeiden?
Spätestens jetzt wisst ihr, warum die Vermeidung von Wortwiederholungen sinnvoll ist. Und das Problem zu verstehen, ist ja bekanntlich der erste Schritt auf dem Weg zur Lösung. Dennoch weiß ich aus eigener Erfahrung, dass zwar häufig bereits ein Denkanstoß hilfreich ist, mitunter eine ausführlichere Erläuterung aber noch weiterführende Lösungsansätze liefert. Also habe ich euch anhand eines Beispieltextes die – vielleicht überraschende – Vielzahl an Möglichkeiten einmal zusammengestellt, mit denen ihr Wortwiederholungen vermeiden könnt.
Beispieltext zu Wortwiederholungen
Lest euch einmal den folgenden Text durch und lasst ihn auf euch wirken.
- Für die Arbeit wurden 15 Interviews durchgeführt. Mehrere Interviews fanden im Sommer statt.
- Es gab offene Fragen und geschlossene Fragen.
- Dabei ging es um Lesegewohnheiten und Leseinteressen.
- Alle Befragten waren an einer Hochschule eingeschrieben. Alle Befragten studierten Germanistik.
- Angehörige dieses Fachbereichs haben am Lesen besonderes Interesse. Das Interesse leben sie meist auch in ihrer Freizeit aus.
- Weil sie so gern lesen, kaufen sie meist auch häufig in Buchhandlungen ein. Weil sie so viele Bücher besitzen, geht ihnen selten der Lesestoff aus.
Synonyme
Den meisten Menschen fällt wohl als erste Möglichkeit zum Wortwiederholungen Vermeiden der Königsweg ein: die Verwendung von Synonymen. Das sind alternative Begriffe mit der (nahezu exakt) gleichen Bedeutung.
Beispiel 1: Für die Arbeit wurden 15 Interviews durchgeführt. Mehrere Befragungen fanden im Sommer statt.
Achtung! Hier gilt es, noch eine Besonderheit zu berücksichtigen: Für wesentliche Fachtermini sowie Theorien und Konzepte des jeweiligen Fachbereichs ist es meist nicht möglich und auch nicht ratsam, Synonyme zu nutzen! Diese wären nämlich inhaltlich nicht ausreichend präzise.
Auslassung
Eine weitere Option ist das Auslassen wiederholter Begriffe innerhalb eines Satzes.
Beispiel 2: Es gab offene Fragen und geschlossene Fragen.
Ergänzungsstrich
Durch Einsatz des Ergänzungsstrichs lässt sich außerdem ein wiederholter Wortteil am Anfang oder Ende eines Begriffs auslassen.
Beispiel 3: Dabei ging es um Lesegewohnheiten und –interessen.
Pronomen
Ebenso kann man Wortwiederholungen vermeiden, indem man das erneut verwendete Nomen durch Personal- (4) oder Demonstrativpronomen (5) ersetzt.
Beispiel 4: Alle Befragten waren an einer Hochschule eingeschrieben. Sie studierten Germanistik.
Beispiel 5: Angehörige dieses Fachbereichs haben am Lesen besonderes Interesse. Dieses leben sie meist auch in ihrer Freizeit aus.
Umstellung
Findet sich die Wortwiederholung am Satzanfang, d. h. wird der Satzanfang wiederholt, lässt sich auch dies beheben. Damit die Sätze unterschiedlich beginnen, könnt ihr einfach die Satzteile vertauschen.
Beispiel 6: Weil sie so gern lesen, kaufen sie meist auch häufig in Buchhandlungen ein. Ihnen geht selten der Lesestoff aus, weil sie so viele Bücher besitzen.
Beispieltext: Wortwiederholungen vermeiden
Nun lest euch nachfolgend den gesamten Beispieltext von oben und direkt gegenübergestellt zum Vergleich die vollständige überarbeitete Fassung noch einmal durch. Ihr erkennt sicher auch schnell, welche Version stilistisch besser klingt.
Für die Arbeit wurden 15 Interviews durchgeführt. Mehrere Interviews fanden im Sommer statt. Es gab offene Fragen und geschlossene Fragen. Dabei ging es um Lesegewohnheiten und Leseinteressen. Alle Befragten waren an einer Hochschule eingeschrieben. Alle Befragten studierten Germanistik. Angehörige dieses Fachbereichs haben am Lesen besonderes Interesse. Das Interesse leben sie meist auch in ihrer Freizeit aus. Weil sie so gern lesen, kaufen sie meist auch häufig in Buchhandlungen ein. Weil sie so viele Bücher besitzen, geht ihnen selten der Lesestoff aus.
Für die Arbeit wurden 15 Interviews durchgeführt. Mehrere Befragungen fanden im Sommer statt. Es gab offene und geschlossene Fragen. Dabei ging es um Lesegewohnheiten und –interessen. Alle Befragten waren an einer Hochschule eingeschrieben. Sie studierten Germanistik. Angehörige dieses Fachbereichs haben am Lesen besonderes Interesse. Dieses leben sie meist auch in ihrer Freizeit aus. Weil sie so gern lesen, kaufen sie meist auch häufig in Buchhandlungen ein. Ihnen geht selten der Lesestoff aus, weil sie so viele Bücher besitzen.
(Mir ist bewusst, dass es an verschiedenen Stellen in den Beispielsätzen noch weitere stilistische Verschönerungsoptionen gibt. Ich habe diese aber bewusst nicht umgesetzt. Denn dadurch wären die speziellen Möglichkeiten, die ich euch hier aufzeigen wollte, nicht mehr so deutlich geworden.)
Zusammenfassung
Es gibt also verschiedene Wege, mit denen ihr in euren wissenschaftlichen Arbeiten Wortwiederholungen vermeiden könnt. Ihr könnt…
… sie ersetzen durch
- Synonyme
- Personal- oder Demonstrativ-pronomen
… sie auslassen durch
- Streichung wiederholter Begriffe
- Einsatz des Ergänzungsstrichs
… gleiche Satzanfänge vermeiden durch
- Umstellung von Satzteilen
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Links & Weiterführendes
- Artikel zum wissenschaftlichen Schreibstil
- Meine Liste von Hilfsmitteln zum Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit enthält u. a. auch Nachschlagemöglichkeiten für Synonyme
- Im wohl bekanntesten Nachschlagewerk deutscher Sprache online, dem Duden, findet man natürlich auch Synonyme
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