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Wissenschaftlicher Schreibstil – ein Überblick

Beim Verfassen einer akademischen Arbeit ist stets wissenschaftlicher Schreibstil gefordert. Deshalb ist es zentral, dass ihr euch darin stets sachlich ausdrückt, d. h. möglichst objektive sowie präzise Formulierungen verwendet.

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Wissenschaftlicher Schreibstil als Herausforderung

Entsprechend gilt es, die hier kurz erläuterten und teilweise anhand von Beispielen veranschaulichten Fehler möglichst zu vermeiden.

question mark, question, mark

Typische Fehler in akademischen Texten

Soll eure akademische Arbeit im Hinblick auf den Schreibstil wissenschaftlichen Standards gerecht werden, sollten sich darin möglichst keine der folgenden Aspekte finden.

Ich-/Wir-Perspektive

Schreibt besser nicht aus der Ich- bzw. Wir-Perspektive, wenn eure Betreungsperson/-en dies nicht ausdrücklich wünschen! Auch wenn es grundsätzlich nicht verboten ist, wird es vielfach eher ungern gesehen, weil es Subjektivität der betreffenden Aussagen vermittelt.

Ansprechen der Lesenden

Ein direktes Ansprechen der Leserschaft, wie ich es bspw. in diesem Text fast durchgehend mache, hat in akademischen Arbeiten nichts zu suchen, also unbedingt vermeiden! Übrigens zähle ich hierzu auch die Mischform aus (flektierter) Wir-Perspektive und Lesenden-Anrede in Aussagen wie Bei näherer Betrachtung können wir feststellen… (die ich natürlich ebenso gut bereits oben unter Ich-/Wir-Perspektive hätte nennen können).

Rhetorische Fragen

Fragen, auf die man eigentlich gar keine Antwort erwartet bzw. deren Antwort selbstverständlich ist, gelten als unwissenschaftlich und gehören nicht in eine wissenschaftliche Untersuchung. (In einer solchen werden stattdessen ernstgemeinte und durch die Analyse zu klärende Fragen aufgeworfen.)

Subjektivität

Salopp wertende oder die eigene Euphorie überschwänglich zum Ausdruck bringende Formulierungen sind in akademischen Arbeiten unangebracht und sollten grundsätzlich (selbst in den seltenen Ausnahmefällen, in denen die eigene Meinung tatsächlich in den Text eingebracht werden soll) unterlassen werden.

Redewendungen & metaphorische Ausdrücke

Wissenschaftlicher Schreibstil erfordert Verzicht auf bildliche Formulierungen, z. B. die Mauer des Schweigens, um das abweisende Schweigen einer Person zu beschreiben, oder Redewendungen wie mir nichts, dir nichts anstatt ohne zu zögern zu schreiben.

man-Formulierungen

Auch Sätze mit man wirken vielfach stark verallgemeinernd. Deshalb sollte dieses Pronomen nicht unbedacht inflationär, sondern stets sehr bewusst gebraucht werden. Bei jedem Einsatz solltet ihr hinterfragen, ob er tatsächlich sinnvoll und erforderlich ist: Ist es wirklich besser, wenn ihr schreibt Man lebte damals in kleinen Hütten oder wäre es nicht mindestens genauso gut Die Menschen lebten damals in kleinen Hütten zu schreiben?! Das Beispiel steht hier natürlich ohne jeden Kontext, so dass die Menschen immer noch nicht sehr präzise ist – präziser als man aber durchaus bereits, denn man könnte ebenso eine Gruppe von Tieren, Außerirdischen oder Amöben meinen. Und nicht zuletzt wird einer gewissen Eintönigkeit (und damit der im nächsten Punkt angesprochenen Problematik) entgegengewirkt, wenn das eine oder andere man weniger in eurem Text auftaucht.

Wortwiederholungen

Das inhaltlich unnötige Wiederholen identischer Wörter kommt in lyrischen und fiktionalen Texten als bewusst eingesetztes Stilmittel vor. In wissenschaftlichen Arbeiten gilt es hingegen (von Fachbegriffen abgesehen!) als stilistisch unschön und ist deshalb zu vermeiden.

Redundanz & Pleonasmus

Die Verwendung zweier Begriffe mit identischer Bedeutung ist redundant – d. h. einer der Begriffe ist überflüssig. So reichen z. B. in für immer und ewig oder ganz und gar nicht bereits für immer oder gar nicht, um die gewünschte Aussage zu vermitteln. Künstlerisch werden solche Formulierungen als Stilmittel genutzt, in der wissenschaftlichen Literatur haben sie jedoch nichts zu suchen. Ein in akademischen Arbeiten immer wieder auftretendes Beispiel für Redundanzen derartige Phänomene ist auch das Begriffspaar wie z. B., in dem ebenfalls beide Bestandteile die identische Bedeutung transportieren und bereits einzeln vollkommen ausreichend sind. Solche Begriffspaare werden als Pleonasmen bezeichnet.

Übertreibungen & Verstärker

Auch subjektive Übertreibungen oder allgemein gehaltene Verstärkungen – letzteres geschieht i. d. R. durch Verwendung des Wörtchens sehr ohne weitere Differenzierungen anzufügen – sind in wissenschaftlichen Arbeiten stilistisch inadäquat. Denn hier sollte alles mess- und nachweisbar sein.

Anthropomorphismus

Ein weiterer häufig auftretender und tunlichst zu vermeidender Fehler in akademischen Texten ist das Versehen unbelebter Substantive mit menschlichen Eigenschaften. Das geschieht hier besonders oft, wenn es um die Arbeit oder deren Kapitel geht, z. B. so: Die Arbeit leistet einen Beitrag zur Erforschung von XY. Oder : Das erste Kapitel wird die Frage nach XYZ untersuchen. Kommen euch Formulierungen wie diese bekannt vor? Keine Sorge, ihr seid nicht allein, ich habe sie in meiner beruflichen Praxis ganz oft gelesen und zuvor als Studentin mit Sicherheit auch mal selbst fabriziert! Nun leistet eine Arbeit aber nichts und ein Kapitel untersucht auch nichts – das tun wir, die Verfasser! Da wir aber auch schon gelernt haben, die Ich-/Wir-Form zu vermeiden (also nicht so zu schreiben, wie ich es hier gerade mache), müssen wir noch eine andere Alternative finden: In der Arbeit wird ein Beitrag zur Erforschung von XY geleistet bzw. Im ersten Kapitel wird die Frage nach XYZ untersucht.

Emotionalität

Der vorherige Abschnitt hat den zentralen Grundsatz erneut verdeutlicht: Wissenschaftlicher Schreibstil ist stets sachlich! Fehlen von Sachlichkeit ist entsprechend in akademischen Arbeiten immer problematisch, weshalb Emotionalität hier fehl am Platz ist.

Keine Angst vor der Herausforderung wissenschaftlicher Schreibstil

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Ich hoffe, die kurzen Beispiele und Erläuterungen konnten euch schon ein wenig die (Berührungs-) Ängste gegenüber dem für akademische Arbeiten geforderten wissenschaftlichen Schreibstil nehmen. Gerne gehe ich in weiteren Artikeln auch auf einzelne Punkte detaillierter ein und erkläre euch noch genauer, wie ihr typische Fehler am einfachsten vermeiden könnt. Lasst mir dazu doch einfach euren Kommentar hier oder schreibt mir eine Nachricht! Das gilt natürlich auch, wenn ihr zum wissenschaftlichen Schreibstil weitere Fragen habt oder euch noch andere typische Schwierigkeiten einfallen, die ich thematisieren soll!

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